Management der peripartalen Blutung

Shownotes

Ögari Empfehlung

S2K Leitlinie

Die PPH ist definiert als ein Blutverlust von ≥ 500 ml nach vaginaler Geburt und ≥ 1000 ml nach Sectio caesarea. Unabhängig vom gemessenen Blutverlust muss bei klinischen Zeichen eines hämorrhagischen Schocks von einer PPH ausgegangen werden. Während der Schwangerschaft verändert sich das Gerinnungssystem im Sinne eines prokoagulatorischen Shifts, um die Mutter vor einer bedrohlichen Blutung zu schützen. Dies zeigt sich in Veränderungen der primären Hämostase, der plasmatischen Gerinnung und auch der Fibrinolyse. Während Atonie und Plazenta-Reste die häufigste Ursache für Blutungskomplikationen sind, kann zusätzlich eine nach der Geburt einsetzende Fibrinolyse die prokoagulatorische Gerinnungslage verändern und bei überschießender Reaktion zu einer Hyperfibrinolyse kurz nach der Geburt führen.

Die Ursachen der PPH werden in 4Ts unterteilt, um diese rasch abarbeiten zu können. Tonus – Uterusatonie (häufigste Ursache mit ca. 80%) Tissue – fetales/plazentares Gewebe an falscher Stelle Trauma – Gewebsverletzung Thrombin – Gerinnungsstörung

Medikamente:

Oxytocin 3-5 IE als Kurzinfusion in 100ml NaCl & 40 IE in 30 min im Perfusor (Cave: Tachyphylaxie).

Sulproston in deeskalierender Gabe über Infusomat/Perfusor (Schema siehe Ögari Empfehlung). Nicht gemeinsam mit Oxytocin.

Tranexamsäure 1-2g (vor Fibrinogengabe).

Fibrinogen 2g initial, weitere Gaben nach Viskoelastik (z.B. ROTEM A5Fib>12mm).

Keine blinde Gabe von PPSB. Ggf. Reevaluation bei anhaltender Blutung mittels Viskoelastik (z.B. ROTEM EXTEM CT >80s trotz normaler MCF).

Keine blinde Gabe von Faktor XIII. Erwäge 20 IE/kgKG (wenn FXIII Aktivität < 60%) bei anhaltender Blutung.

Verwendung von FFP bei Blutverlust über 100% Körperblutvolumen.

DDAVP (Desmopressin) nur nach Abnabelung und nach TXA Gabe. Das von Von-Willebrand-Syndrom spielt aufgrund der präpartal stattfindenden prokoagulatorischen Gerinnnungsveränderungen üblicherweise für die PPH keine relevante Rolle.

Rekombinanter FVIIa wurde rezent zur Therapie einer PPH zugelassen, sollte jedoch weiterhin ausschließlich nach Erfüllung aller Voraussetzungen/Rahmenbedingungen zur Anwendung kommen (siehe ÖGARI Empfehlung).

Punchlines:

  • Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit ist essenziell für das Management der PPH.
  • Die hämostaseologischen Rahmenbedingungen müssen frühestmöglich sichergestellt werden.
  • Die Blutungsursache muss anhand der 4Ts erkannt und entsprechend behandelt werden.

Homepage AG Gerinnung

Angaben und Empfehlungen hinsichtlich klinischer Handlungen und Maßnahmen, sowie über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten, müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Trotz sorgfältiger Prüfung, übernehmen die Ersteller dieses Podcasts keinerlei Haftung für inhaltliche Fehler. Dieser Podcast ersetzt keine medizinischen Lehrbücher, Leitlinien, Fachinformationen oder eine ausführliche Literaturrecherche.

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