Gerinnungsdiagnostik auf der Intensivstation
Shownotes
Referenz: ÖGARI Information kompakt – Gerinnungsdiagnostik auf der Intensivstation
Speziell in der Intensivmedizin ist die Klinik wichtiger als Laborwerte. Numerisch ausgelenkte konventionelle Gerinnungsparameter sind häufig, entscheidend ist, ob eine entsprechende Klinik vorliegt (wir behandeln Patient:innen, nicht Laborwerte). Immer den:die “ganze:n“ Patient:in klinisch beurteilen: • Offensichtliche äußere Blutungen? Wie sehen eventuell vorhandene Verbände und Drainagen aus? • Petechien? Schleimhautblutungen? Blutiges Absaugen aus der Magensonde? • Hämatome? MEMO: Bei deutlich ausgelenkten Parametern bei fehlender Klinik muss immer auch an Fehler in der Präanalytik gedacht werden.
Punchlines der Folge:
Thrombozyten:
Intensivpatient:innen sind häufig thrombopen (Ausdruck der Krankheitsschwere), die Bestimmung der Thrombozytenzahl gibt keine Information über Thrombozytenfunktion!
Ursachen vielfältig, grob zusammengefasst:
- Vermehrter Verbrauch/Zerstörung (z.B. Blutung, DIC, HIT II, TMA, Post-Transfusions-Purpura, nach OP, ECMO, CRRT)
- Verminderte Produktion (z.B. Lebererkrankungen, aplastische Zustände)
- Pooling (z.B. Splenomegalie)
- Thrombopenie kann medikamentenassoziiert auftreten. Das ist im Allgemeinen eine diagnostische Herausforderung, da viele Medikamente parallel verabreicht werden.
Anm.: Einige dieser vielen Ursachen begründen einen sofortigen Handlungsbedarf in Bezug auf die auslösende Ursache, z.B. HIT II, TTP, DIC.
PTZ:
Die Prothrombinzeit ist auch auf der Intensivstation i.d.R. kein Hinweis auf eine Blutungsneigung, diagnostisch wertvoll ist sie v.a. zur Abschätzung der Leberfunktion. S. auch unsere PTZ Folge.
aPTT:
Die aPTT ist bei Intensivpatient:innen oft ausgelenkt, wobei i.d.R. keine therapiebedürftige Koagulopathie zugrunde liegt. Die Indikation für die Bestimmung sollte daher streng gestellt werden. S. auch unsere aPTT Folge.
Anti Xa:
Spiegelt die durch Heparingabe, i.d.R. LMWH, bestehende Anti Faktor Xa Aktivität wider. Evidenzbasierte Indikationen für die Bestimmung auf der Intensivstation: • Monitoring von LMWH bei Kreatininclearance <30 ml/min: Bestimmung des Talspiegels 12 -24 Stunden nach Verabreichung (Ausschluss einer Akkumulation) • Monitoring der therapeutischen Antikoagulation mit LMWH: Bestimmung des Zielspiegels 4 Stunden nach Verabreichung (bei Enoxaparin Zielspiegel 0,6 – 1,0 IE/ml)
Fibrinogen:
Im intensivmedizinischen Kontext spielt Fibrinogen v.a. als Akutphaseparameter im Rahmen systemischer Entzündungsreaktionen eine Rolle. Cave: normwertiges Fibrinogen kann bei stark erhöhtem CRP, PCT etc. hinweisend auf eine inzipiente Disseminierte Intravasale Gerinnung (DIC) sein.
Wir danken unseren Sponsoren für die finanzielle Unterstützung:
- CSL Behring
- AstraZeneca Österreich
- Arjo Austria
- Biomedica Medizinprodukte
- Ekomed
- Roche Diagnostics
- Novo Nordisc
Angaben und Empfehlungen hinsichtlich klinischer Handlungen und Maßnahmen, sowie über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten, müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Trotz sorgfältiger Prüfung, übernehmen die Ersteller dieses Podcasts keinerlei Haftung für inhaltliche Fehler. Dieser Podcast ersetzt keine medizinischen Lehrbücher, Leitlinien, Fachinformationen oder eine ausführliche Literaturrecherche.